19.04.2024 | Kanu-Rennsport

Große Auswahl an Top-Leistungen bei den Nationalen Sichtungen im Kanu-Rennsport

Bundestrainer stehen vor der Qual der Wahl bei der Nominierung der Nationalmannschaft
Martin Hiller (links) beobachtet die Konkurrenz um die Nationalmannschaftsplätze.

 Am Freitag endete die zweite Nationale Sichtung im Kanu-Rennsport. Auf der Regattabahn in Duisburg kämpften die Athletinnen und Athleten darum, einen Platz in der Nationalmannschaft für das olympische Jahr zu erringen. Für die Bundestrainer sorgt das für Kopfschmerzen im positiven Sinne bei der Nominierung des Kaders für das olympische Jahr.

Einige große Namen wie zum Beispiel das Quartett des Herren-K4 (Rendschmidt/Lemke/Schopf/Liebscher) fehlten im Vergleich zur ersten Sichtung. Das hatte jedoch keine Krankheits-, sondern Leistungsgründe wie Bundestrainer Arndt Hanisch erklärt: „Diejenigen, die bei der WM eine Medaille auf den olympischen Strecken geholt haben, mussten auf der ersten Qualifikation eine Hürde überspringen. Das war eine gewisse Zeit und auch Platzierung, die geholt werden musste. Alle Kandidaten haben sich dann in der Tat vorne eingeordnet, sodass wir sicher sein können, dass sie die nötige Form für die erweiterte Nationalmannschaft für den ersten Weltcup in Szeged schon einmal haben.“

Übrig blieben bei Qualifikation Nummer zwei also noch die Herausforderer, die sich ebenfalls für einen Platz im späteren Olympia- oder WM-Team empfehlen möchten. Bei den Kajak-Herren war es vor allem Anton Winkelmann (KC Potsdam), der nach starken Rennen bei der ersten Qualifikation und einem Sonderlob von Sportdirektor Jens Kahl auch beim zweiten Schlagabtausch mit den Landsleuten überzeugte. Auf 500 Meter siegte der 21-Jährige am Samstag, am Sonntag war es Platz zwei. Winkelmann selbst übt sich trotz der hervorragenden Leistungen für den Moment im Understatement: „Es ist zuerst natürlich eine gute Bestätigung, aber es ist eben ‚nur‘ die nationale Rangliste. Ein wichtiger interner Wettkampf, aber eben nicht Olympia oder eine WM. Insofern hoffe ich, dass ich Leistungen im Moment so auch über die Saison bringen kann.“

Bei den Kajak-Frauen waren es in Abwesenheit des dominanten Trios bestehend aus Pauline Jagsch, Jule Hake und Paulina Paszek ebenfalls andere Sportlerinnen, die diesmal den Ton angaben. Lena Röhlings (SC Berlin-Grünau) siegte auf den 500 Metern am Samstag, am Sonntag hatte Rückkehrerin Enja Rößeling (KG Essen) die Bootspitze vorne. Damit die beiden jungen Sportlerinnen bewiesen, dass sie eine heiße Kandidatinnen für einen Platz in der Nationalmannschaft und vielleicht sogar im Olympia-Team der Frauen sind. Sechs Startplätze sind hier maximal zu vergeben. Die konstanteste Fahrerin war diesmal aber Sarah Brüssler (Rheinbrüder Karlsruhe), die sich ihre Chancen auf eine Nominierung für das Nationalteam mit einer starken zweiten Sichtung gewahrt hat. „Vor zwei Wochen waren sehr schwierige Bedingungen mit Wellen, das habe ich schon öfters mal nicht so gut hingekommen. Doch ich habe mich dann ganz gut gefangen, vor allem an den jetzigen beiden Tagen lief es gut. Ich hoffe, es geht so weiter. Mal sehen, was drin ist“, bilanziert Brüssler ihre Performance, die an beiden Tagen zu Rang zwei reichte. Zusammen mit Hake ist die 30-Jährige die einzige Athletin im Damenteam, die bereits eine Olympia-Teilnahme vorweisen kann.

Bei den Canadier-Damen waren mit Ausnahme von Lisa Jahn (zwei Siege in der ersten Qualifikation) und der kurzfristig erkankten Sophie Koch (Rheinbrüder Karlsruhe) alle Athletinnen wieder mit dabei. Wieder einmal war es die erst 17-jährige Maike Jakob (KC Potsdam), die ihr Talent merh als nur aufblitzen ließ und sowohl auf den 200 Metern als auch auf den 500-Meter-Distanz die Konkurrenz hinter sich ließ. Ebenfalls einen starken Eindruck hinterließen Annika Loske und Lina Bielicke, die jeweils die Positionen hinter Jakob einnahmen. Vor allem die sprintstarke Bielicke überraschte, nachdem es letztes Jahr bei ihr nicht für die Nationalmannschaft reichte und sie mit der U23 Vorlieb nehmen musste. „Auf den 200 Metern ist beim Weltcup in Szeged noch ein Quotenplatz zu vergeben, dafür möchte ich mich natürlich empfehlen und das geht nur mit Top-Platzierungen“, erklärt Bielicke.

Bei den Canadier-Herren fehlten mit Tim Hecker und Peter Kretschmer die Weltmeister im C1, weil sie die Normzeiten erreicht haben und Dreifach-Olympiasieger Sebastian Brendel wegen einer Verletzung. Auch Conrad Scheibner konnte krankheitsbedingt nicht antreten. In deren Abwesenheit dominierte Nico Pickert (Linden-Dahlhauser KC) vor Moritz Adam (SC Berlin-Grünau) die übrige nationale Konkurrenz auf 500 Metern, auf den 1000 Metern war Michael Müller (SC Magedburg) auf dem zweiten Rang eingefahren. Pickert und Adam möchten im C2 dem Duo Kretschmer/Hecker einheizen und sich den Platz für Olympia sichern.

Alles in allem sorgen die beiden Qualifikationen bei Bundestrainer Arndt Hanisch für ein gutes Gefühl im Hinblick auf das so wichtige olympische Jahr: „Wir haben einen Quantensprung im Vergleich zum letzten Jahr gesehen. Bedeutet, dass die Felder dichter geworden sind und das Leistungsniveau deutlich höher ist.“ Dies habe aber nicht nur mit dem Trainingsehrgeiz zu tun, sondern vor allem mit den besseren Umständen im Vergleich zum Vorjahr: „Diesmal waren es nur wenige krankheitsbedingte Ausfälle, das ist für uns als Trainerteam natürlich super, weil wir die Leistungen besser sichten können wegen der besseren Vergleiche."

Die Nominierung der Nationalmannschaft, mit der es in den ersten Weltcup im ungarischen Szeged (10. - 12. Mai) geht, wird in den nächsten Wochen bekanntgegeben.

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