21. März 2024

Gemeinsam ankommen oder Befördern?

Der Reihenschlepp kann sowohl als Fahr- als auch als Rettungs- bzw. Beförderungstechnikgenutzt werden.

In diesem Beitrag konzentrieren wir uns auf das Thema Schleppen mit Schleppleine.

Von Christian Dingenotto

 

Haben wir uns bisher damit beschäftigt, wie du dich und dein Boot im Rahmen des EPP auf dem Wasser bewegst – geht es in den nächsten Artikeln darum uns stärker um Techniken zu kümmern, wie du in der Gruppe agierst, wenn es brenzliger wird.

Beim Schleppen als Fahrtechnik geht es darum, bei unterschiedlich starken Paddlern gemeinsam eine gleichmäßige Geschwindigkeit zu erreichen. Ungefähr 30 % der Energie werden beim Paddeln auf Großgewässern benötigt, den Bootsrumpf auszurichten. Diese Kraft spare ich, wenn ich an einer Schleppleine hänge, da mich die Leine immer wieder gerade zieht. Wichtig ist, der Hintere paddelt weiter. Diese Technik empfiehlt sich wenn ich z.B. bedingt durch die Tide oder andere Umstände einen Zeitplan einhalten muss.  Dabei ist es wichtig frühzeitig anzufangen, wenn der potentiell Geschleppte noch konditionell kann und er/sie Kraft spart. Ist jemand wirklich erschöpft und kann nicht mehr, dann kann die Person auch generell beim Paddeln nicht mehr unterstützen und kentert womöglich noch während sie an der Leine hängt.
Drei Tipps dazu:

  1. Fangt rechtzeitig an. Wer rechtzeitig die Gruppe informiert, dass er Unterstützung braucht, handelt verantwortlich für sich und die Gruppe.
  2. Ihr braucht eine weitere Person für die Kommunikation zwischen Schlepper und Geschleppten. Ein Schleppverband sind mindestens drei Personen. Wenn hinten „einer dran hängt” in einem Abstand von ca. 2-3 Bootslängen, hört ihr die Person gerade bei Wind nicht mehr. D.h. am besten platziert ihr jemanden zwischen Schlepper und Geschleppten um die Kommunikation aufrecht zu halten. Seine Rolle ist auch darauf zu achten, dass niemand anders aus der Gruppe durch den Schleppverband fährt oder die Leine sich verfängt.
  3. Seid Ihr nur zu zweit – plant die Tour besser so, dass ihr nicht schleppen müsst. Seht dann lieber zu dass ihr immer schnell an Land kommt. Ist das nicht möglich, dann nutzt stattdessen den Kontaktschlepp. In diesem Fall ist es sogar gut, wenn zwei sehr unterschiedlich fitte Paddler zusammen unterwegs sind, da der fittere noch ausreichend Kraft hat, die andere Person zu schleppen.

 


Ist die Art wie ich jemanden „auf den Haken nehme” fast immer dieselbe, können wir nach den Gründen unterscheiden:

  • Gemeinsam ankommen -  Schleppen als Fahrtechnik
  • Heil ankommen - Schleppen als Rettungs- bzw. Beförderungstechnik
     

 


Ankommen: Reihenschlepp


Was ist zu beachten?  Technisch gesehen ist das Schleppen relativ simpel, dennoch ist auf ein paar Dinge zu achten. Der Schlepper sortiert sich und seine Schleppleine (nimmt sie am besten aus der Tasche) bevor er an die andere Person heran fährt. So kann das Aufhaken schnell erfolgen, die Leine „vertüdelt sich nicht” oder es kommt zu einer Kenterung, weil der Schlepper zu lange braucht den Haken anzubringen und sich dann die Boote ggf. miteinander verkeilen.

 

Es wird immer nur von unten und an einer Leine aufgehakt, so kann sich der Schlepphaken nicht so einfach lösen.

 

 

 

 

Befördern: Päckchenschlepp

Ist „der Akku richtig leer” oder eine Person ist z.B. seekrank hilft nur ein Päckchenschlepp. Ein Paddler stabilisiert den zu Schleppenden. Der bzw. die Paddler nehmen den Geschleppten und die Person, die ihn stabilisiert gemeinsam auf den Haken. Und natürlich braucht es dann mindestens noch eine weitere Person, die sich zwischen Schleppern und Geschleppten positioniert und für die Kommunikation untereinander sorgt. Dieses „richtige” Schleppen ist anstrengend – wechselt euch häufig beim Schleppen ab und baut am besten gleich einen Reihenschlepp aus min. 2 Paddlern auf.

Tipp: zeigt Euch vor der Fahrt Eure Schleppsysteme so dass jeder mit jedem zurecht kommt. Manchmal ist es einfacher dass der Schlepper abgelöst wird in dem er seine Schleppleine einfach abmacht und dem nächsten Schlepper weitergibt.

Wichtig!  Beim Aufhaken werden beide Boote so miteinander verbunden, dass die Leine zunächst durch eine Decksleine des Sichernden geführt wird und dann in die Leine des zu Schleppenden eingeklinkt wird. So kann der Sichernde sich selbständig lösen.

 

 

 

 


 

 

 


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